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Ist Bambus ein nachhaltiger Rohstoff?

Er steckt in Hauswänden, Fußböden, Textilien und vielem mehr: Der leichte und stabile Bambus ist vielseitig einsetzbar und gewinnt als nachwachsender Rohstoff immer mehr an Bedeutung.

Bambus punktet mit hohen Erträgen und niedriger Umweltbelastung

Bambus wächst unglaublich schnell, in manchen Fällen einen ganzen Meter pro Tag. Jährlich können daher große Mengen geschlagen werden, ohne dabei den Gesamtbestand zu gefährden. Im Gegensatz zu herkömmlichen Bäumen stirbt beim Fällen von Bambus auch nicht die ganze Pflanze. Süßgräser wie Bambus entwickeln unterirdische Wurzelsysteme, mit deren Hilfe sie sich schnell regenerieren und neue Halme ausbilden. Diese Eigenschaft ermöglicht es ihnen auch, besonders viel Kohlenstoffdioxid aus der Luft aufzunehmen – Bambuspflanzen binden bis zu viermal mehr CO2 als andere Baumarten.

Ein weiterer Pluspunkt: Bambus ist stabil und widerstandsfähig gegenüber Umwelteinflüssen. Beim Anbau müssen daher keine schädlichen Pestizide oder Düngemittel eingesetzt werden. Auch eine künstliche Bewässerung ist meist nicht nötig. Zudem ist der Anbau gut für die Böden, da die verzweigten Wurzelsysteme dazu beitragen, die Bodenabtragung (Erosion) zu vermindern.

Wie fair ist die Bambusbranche?

Das Hauptexportland für Bambus ist China. Verglichen mit den europäischen Bedingungen sind die Umwelt- und Sozialstandards dort deutlich niedriger. Bisher ist der Anbau allerdings noch wenig industrialisiert und eher von kleinbäuerlichen Strukturen geprägt. Betrachtet man die Massenproduktion anderer Agrarprodukte, zum Beispiel Baumwolle oder Kaffee, stellt sich die Bambusbranche als vergleichsweise umwelt- und sozialverträglich dar.

Bambus wird mittlerweile auch in Ländern wie Äthiopien angepflanzt. Die schnell wachsenden Bestände sollen die sich ausbreitende Wüste zurückdrängen. Mit positiven Nebeneffekten: Der Anbau schafft neue Arbeitsplätze, kann als Alternative zur Abholzung tropischer Baumbestände dienen und birgt das Potenzial, die Entwicklung dieser Länder zu fördern.

Lange Transportwege, wenig Transparenz

In Sachen Nachhaltigkeit hat Bambus aber auch Nachteile: Wenn die Pflanze aus Asien oder Afrika nach Europa importiert wird, bedeutet dies lange Transportwegen und somit den Ausstoß vieler umweltschädlicher Treibhausgase.

Außerdem sind nicht alle als Bambusprodukte verkaufte Waren wirklich nachhaltig. Scheinbar umweltfreundliches Bambusgeschirr besteht oft nicht zu 100 Prozent aus Naturmaterial. Häufig werden künstliches Melaminharz oder andere Kunststoffe beigemischt, um das Geschirr bruchfest zu machen. Bei einer Hitzezufuhr von über 70 Grad (zum Beispiel in der Mikrowelle) können sich diese Stoffe aus dem Geschirr lösen und sogar gesundheitsschädlich wirken. Auch im Bereich Textilien ist Vorsicht geboten. Bambus-Kleidung besteht zumeist aus Bambusviskose – einer aus Bambuszellulose gewonnenen Chemiefaser, die nicht mehr viel mit einem nachhaltigen Naturprodukt zu tun hat.

Da die Bambusbranche in Europa gerade erst richtig in Schwung kommt, gibt es zudem bisher nur wenige Siegel und etablierte Zertifizierungen, die für den Verbraucher faire und ökologische Produktionswege nachvollziehbar machen.

Fazit

Trotz langer Transportwege und der teilweise intransparenten Handelsstrukturen ist Bambus ein Rohstoff mit viel Potenzial. Der Anbau verspricht hohe Erträge bei einem niedrigen Flächen- und Wasserverbrauch. Die Umweltbelastungen durch die Bambusproduktion sind vergleichsweise gering und die flexiblen Materialeigenschaften des Rohstoffs machen ihn zu einer echten Alternative zu Plastik, Holz und Co. Aus den oben genannten Gründen sollten Verbraucherinnen und Verbraucher aber nichtsdestotrotz Vorsicht bei der Produktwahl walten lassen – und sich beispielsweise beim Hersteller über die genauen Inhaltsstoffe sowie die Produktionswege der Produkte informieren.