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Wie nachhaltig sind große Sportevents? 

Die Fußball-Europameisterschaft der Frauen 2025 in der Schweiz hat mitreißenden Sport geboten. Doch wie schneidet eine solche Mega-Veranstaltung in Sachen Nachhaltigkeit ab? Zum Start der EM hat Ausrichter UEFA verkündet, dass das Turnier „neue Maßstäbe im Bereich Nachhaltigkeit setzen soll“. Und dann wird in den Stadien Bier in Aludosen verkauft, die mit einer eigens dafür entwickelten Maschine oben aufgeschnitten und abgerundet werden, obwohl in fast allen Städten der Schweiz Mehrwegbecher für Großveranstaltungen gesetzlich vorgeschrieben sind. Immerhin: Ansonsten macht das Turnier vieles richtig, zum Beispiel ist bei jeder Eintrittskarte die An- und Abreise zum Spiel von jedem beliebigen Ort in der Schweiz aus inklusive.  

An welchen Stellschrauben können die Ausrichter drehen?

Um auch für ihre Nachhaltigkeitsbilanz Applaus zu erhalten, können die Veranstalter*innen zum Beispiel an diesen Punkten ansetzen:   

  • Mobilität: Wie jetzt bei der EM in der Schweiz war auch bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris der ÖPNV für die Zuschauer*innen kostenlos. Zudem setzte Paris eine klimafreundliche Fahrzeugflotte ein, baute Radwege aus und Fahrradparkplätze auf. Die Veranstalter*innen des Boston-Marathons organisieren Mitfahrbörsen in sozialen Medien und bieten Fahrgemeinschaften bessere Parkplätze an. Bei Turnieren sollten Spielpläne stets so gestrickt werden, dass Teams und Fans möglichst kurze Reisewege zwischen den Orten der einzelnen Spiele haben.    
  • Catering und Abfallmanagement: Regionale Anbieter, vegetarische und vegane Angebote, Mehrweg- oder kompostierbare Becher und Wasserspender statt Plastikflachen gehören auch bei Sport-Großevents längst zum guten Catering-Ton. Organische Abfälle werden gesammelt und kompostiert. Grundsätzlich sollten Essensreste getrennt gesammelt werden, um diese umweltgerecht entsorgen zu können.  
  • Nachhaltige Sportanlagen: Es geht darum, Stadionkonzepte zu entwickeln, die Ressourcen schonen. Man kann bestehende Anlagen mit recycelten Materialien modernisieren. Neue Stadien sollten so geplant werden, dass sie energieeffizient sind und auch nach großen Veranstaltungen weiter genutzt werden können. So wird der ökologische Fußabdruck deutlich verbessert. 

Nachhaltigkeit als Voraussetzung 

Schon bei der Vergabe von Sport-Großveranstaltungen sollten belastbare Nachhaltigkeitskonzepte mit messbaren Zielen ein zentrales Bewerbungs- und Auswahlkriterium sein. Eine Vergabe wie die der Fußball-WM 2022 nach Katar, wo Spiele nur in klimatisierten Stadien möglich waren, würde es dann nicht mehr geben. In die richtige Richtung bewegt sich auf nationaler Ebene die Deutsche Fußball-Liga (DFL) mit ihrer Entscheidung, dass Nachhaltigkeitskriterien künftig eine größere Rolle im Lizenzierungsverfahren der Vereine spielen sollen.  

Das Dilemma mit den Give-aways  

Ein erheblicher Konflikt besteht zwischen Massenproduktionen im Merchandising und dem Anspruch auf ökologische Verantwortung. Billige, oft wenig nachhaltige Massenartikel sind in der Branche üblich, doch es gibt zunehmende Bestrebungen, faire, zertifizierte Materialien zu verwenden, Banner, Fahnen und Fan-Artikel aus recyceltem PET zu fertigen. Initiativen wie „Vom Feld in den Fanshop“ setzen auf recycelten Polyester und nachhaltige Produktion, bei der abgenutzte Bannerstoffe in Fanartikel mit Geschichte verwandelt werden. Bei der Fußball-EM 2024 in Deutschland wurde mehr als die Hälfte des offiziell verwendeten Dekomaterials nach dem Turnier im Upcycling zu Trainingsausrüstung wie Markierungsscheiben und Trikots.

Lokale Best-Practices: Speiseöl gegen Freikarten und KI für die Rasenpflege  

Ein schönes Beispiel für die Einbindung der Fangemeinschaft auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft kommt aus Japan: Beim FC Osaka tauschen Fans gebrauchtes Speiseöl gegen Freikarten. Aus dem Speiseöl produziert ein Sponsor nachhaltige Seife. 

Dank Hightech wird die Rasenpflege beim VfL Wolfsburg nachhaltig. Smarte Bewässerungssysteme messen Bodenfeuchte und Nährstoffgehalte und nutzen aktuelle Wetterdaten, um die Bewässerung bedarfsgerecht zu steuern. Die Nutzung von KI hilft, Pflegezyklen optimal abzustimmen, Krankheiten frühzeitig zu erkennen und Wartungen rechtzeitig durchzuführen. Akkubetriebene Mähgeräte sorgen zudem für emissionsfreie Pflege. 

Nachhaltigkeit ist eine Teamaufgabe 

Der Weg zu einem grüneren und verantwortungsvolleren Sport erfordert den Schulterschluss aller Akteur*innen – von Verbänden und Vereinen über Ausrichter*innen bis hin zu Fans. Nur durch gemeinsames Engagement und innovative Ansätze kann die Sportbranche ihre Vorbildfunktion auch bei der Ausrichtung von Großveranstaltungen wahrnehmen. 

Die UEFA wird Ende des Jahres einen Nachhaltigkeitsbericht zur EM in der Schweiz veröffentlichen. Auch wenn die Alu-Bierdosen in den Stadien darin nicht vorkommen dürften, kann man auf die Ergebnisse gespannt sein.  


Stand: August 2025