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Gutes Upcycling, schlechtes Upcycling

Vasen aus PET-Flaschen oder Taschen aus Feuerwehrschläuchen – Unsere Frage des Monats: Ist Upcycling nachhaltig?

Upcycling und die Abgrenzung zum Recycling

Upcycling ist eine Form der Aufwertung von „Abfall“ bzw. nicht mehr gebrauchten Gegenständen. Vermeintlich nutzlos Gewordenes wird hierbei durch eine Umarbeitung/Umgestaltung aufgewertet. Die Intention ist, dass der Zustand, in den der Gegenstand durch das Upcycling gebracht wird, besser als der Ist-Zustand sei.

Beim Recycling ist das angestrebte Ziel hingegen, den Urzustand des Produktes im besten Fall wiederherzustellen. PET-Flaschen, die nach dem Gebrauch in den Recycling-Kreislauf für Getränkeflaschen zurückgegeben werden, werden eingeschmolzen, um aus ihnen erneut PET-Flaschen zu formen.

Kann beim Recycling der Urzustand nicht widerhergestellt werden oder ein Upcycling stattfinden, gibt es noch die Option des Downcyclings. In diesem Fall ist das Ziel, so viele erneut nutzbare Rohstoffe aus einem Gegenstand herauszuholen, wie möglich.

Die Kreislaufwirtschaft

Recycling, Downcycling und Upcycling sind alle drei Optionen einer Kreislaufwirtschaft, da sie alle auf das Verlangsamen, Verringern und Schließen von Energie- und Materialkreisläufen zielen. Die Kreislaufwirtschaft ist der Gegenentwurf zur Linearwirtschaft, bzw. „Wegwerfwirtschaft“. Einweg-Produkte, die nach ihrer Nutzung im besten Fall als Restmüll entsorgt werden müssen, im schlimmsten Fall aber Sondermüll darstellen, gehören solch einer Linearwirtschaft an. Die Grundidee der Kreislaufwirtschaft ist die Erkenntnis, dass in einer Welt mit endlichen Ressourcen nur Produktionsverfahren mit einem wirklichen stofflichen Kreisschluss unbeschränkt fortgeführt werden können.

Upcycling als Wirtschaftszweig

In der Modebranche ist Upcycling schon seit einigen Jahren ein Begriff und breitet sich aus. So gibt es Labels, die mit Stoffresten herkömmlicher Produktionen arbeiten. Stoffe, die sonst allerhöchstens ein Downcycling als Füllstoff erfahren hätten, werden hier als Werkstoff für neue Kleidungsstücke genutzt. Neben einer so naheliegenden Upcycling-Idee, wie Stoffreste zu Textilien zu verarbeiten, gibt es im Bereich Mode aber auch Ausgefalleneres. So gibt es bspw. Labels, die aus alten LKW-Planen Taschen nähen, die aufgrund der wasserfesten Eigenschaft des Ausgangsmaterials besonders hochwertig sind. Untersuchungen zeigen, dass Upcycling-Produkte tatsächlich eine bessere Ökobilanz haben können, so z.B. das vom TÜV-Rheinland geprüfte Label Feuerwear. Auch die Stiftung Warentest hat sich dem Thema Upcyclingmode angenommen und den Kreislauf von Altkleidern in einer anschaulichen Grafik dargestellt.

Do-it-yourself-Upcycling gelebte Nachhaltigkeit oder Beschäftigungstherapie?

In den sozialen Medien findet man sie immer öfter – Anleitungen zum basteln mit „Müll“. Deckenlampen aus alten Dosen, Schneekugeln aus PET-Flaschen, etc. Aber nicht alles was sich Upcycling nennt, ist auch Teil einer Kreislaufwirtschaft

Vor jedem Upcycling sollte als erstes die Frage stehen: Wird der Gegenstand an einer anderen Stelle gebraucht? Denn laut dem Umweltbundesamt schont ein enger Stoffkreislauf, in dem zum Beispiel eine Flasche wieder als Flasche genutzt wird, die meisten Ressourcen. Wer für ein DIY-Upcycling-Projekt eine Mehrwegflasche verwendet, um aus ihr eine dekorative Vase zu machen, hat dadurch zwar vermieden, eine neue Vase zu kaufen, aber für eine Lücke im Mehrwegsystem gesorgt. Diese Lücke muss durch die Produktion einer neuen Flasche gefüllt werden. Das verbraucht neue Ressourcen.

Die zweite Frage sollte lauten: Was ist nötig, um aus dem Ausgangsmaterial etwas Neues herzustellen? Vier Produkte zu kaufen, um einen Gegenstand aufzuwerten, ist sehr wahrscheinlich nicht nachhaltig. Wer alles Nötige für das Upcycling-Projekt schon besitzt, sich leihen oder ebenfalls aus Abfall produzieren kann, upcycelt insgesamt nachhaltig. Denn nur so werden keine neuen Rohstoffe verbraucht.

Trotzdem sollte man sich dazu noch die Frage stellen, ob man das Produkt überhaupt braucht. Upcycling als Bastelprojekt, des Bastelns wegen stellt auch nur eine zeitliche Verzögerung der Entsorgung dar. So oder so landet so manch DIY-Upcycling-Stiftebecher recht schnell wieder im Müll. Durch die dekorative Verbindung mit andren Materialien kann er hier aber wieder ein Problem darstellen und ggf. statt eines Recyclings nur noch ein Downcycling erleben.

Die Lösung: Upcycling kann nachhaltig sein

Eine allgemeine Bilanz des Begriffs Upcycling zu ziehen, fällt schwer. Erfüllt ein Produkt seine ursprüngliche Aufgabe nicht mehr und kann sie durch Recycling auch nicht wieder erfüllen, ist Upcycling eine nachhaltige Alternative. Mehrwegflaschen, die bis zu fünfzig Mal wieder befüllt werden können, dem Mehrwegsystem zu entziehen, um sie eine Zeit lang als Vase zu nutzen, ist vom Aspekt Nachhaltigkeit aus jedoch sinnlos. Dazu ist Upcycling heutzutage bereits mehr als eine dekorative Do-it-yourself-Idee. Neben dem Recycling wird es ein immer wichtigerer Prozess in der Wirtschaft. Hierdurch kommen wir einen Schritt weiter auf dem Weg von der Linear- zur Kreislaufwirtschaft.