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Wie nachhaltig können gelieferte Lebensmittel sein?

„Nur einen Knopfdruck entfernt“ – die zunehmende Digitalisierung unserer Lebensbereiche beeinflusst auch unser Konsumverhalten. Rund 14,7 Prozent des Umsatzvolumens im deutschen Einzelhandel wurden 2021 online erzielt – Tendenz klar steigend. Bisher dominierten den Onlinehandel jedoch vorwiegend Non-Food-Produkte.  Spitzenreiter sind die Bereiche Bekleidung und Unterhaltungselektronik. Hier wird heute schon fast die Hälfte aller Produkte im Internet gekauft.

Der Lebensmitteleinkauf im Internet gewinnt an Bedeutung

Mit weniger als drei Prozent spielt der Anteil von online gekauften Lebensmitteln am gesamten Umsatz des Lebensmitteleinzelhandels eine untergeordnete Rolle. Betrachtet man den gesamten Online-Handel, wächst das Online-Lebensmittelgeschäft in den letzten Jahren jedoch stark an. Diese Entwicklung hat auch zur Folge, dass immer mehr Anbieter*innen den Markt für sich erkennen, die Angebote vielfältiger und für die Konsumierenden deutlich sichtbarer werden. Insbesondere während der Corona-Pandemie ist die Nachfrage nach entsprechenden Angeboten deutlich gestiegen.

Wie steht es um die Nachhaltigkeit von gelieferten Lebensmitteln?

Grundsätzlich ist festzuhalten, dass eine klima- und umweltfreundliche Ernährung vor allem davon geprägt ist, was letztendlich auf unseren Tellern landet. Woher kommen die Lebensmittel? Aus der Region oder von Übersee? Wie wurden die Lebensmittel produziert? Sind sie biozertifiziert und gentechnikfrei? Ernähre ich mich fleischreduziert, vegetarisch oder sogar vegan? Wie steht es um die sozialen Aspekte der Nachhaltigkeit? Unter welchen Arbeitsbedingungen wird produziert? Werden die Produzierenden fair entlohnt? Viele hilfreiche Tipps für eine klima- und umweltfreundliche Ernährung finden Sie hier.

Nachfolgend werden verschiedene Argumente für und gegen Lebensmittel-Lieferdienste in Bezug auf ihre Nachhaltigkeit beleuchtet. Folgende Aspekte sollten dabei beachten werden:

Transportwege: Zunächst einmal stellt sich die Frage, mit welchem Transportmittel die Lebensmittel bis zu unserer Wohnungstür geliefert werden. Vor allem in größeren Städten gibt es zumeist eine Reihe von Angeboten, bei denen die Lebensmittel per Fahrradkurier ausgeliefert werden. Dies spricht zumindest für einen relativ CO2-freundlichen Transport zwischen Handel und Konsument*in. Sofern man vorher seinen Einkauf per PKW erledigt hat, wäre man mit einer Lebensmittel-Lieferung per Fahrrad zumindest in diesem Punkt klimafreundlicher.

Soziale Aspekte: Aus der sozialen Perspektive ist durchaus positiv zu bewerten, dass Lebensmittel-Lieferdienste für weniger mobile Menschen eine echte Alternative zum Einkauf im Laden darstellen können. Andererseits stehen vor allem die großen Player unter den modernen Lebensmittel-Lieferanten immer wieder in der Kritik aufgrund der Arbeitsbedingungen, denn die Versprechungen in kürzester Zeit zu liefern, bedeuten in erster Linie Druck für die Mitarbeitenden.

Zusätzlicher Platzbedarf: Auch die Einrichtung von sogenannten Verteilerzentren, häufig zu finden in beliebten Kultur- und Wohnvierteln, bedeutet die Beanspruchung von zusätzlichem Raum, der gegebenenfalls als Raum für kulturelle oder soziale Zwecke aber auch als Wohnraum verloren geht. Auch die Beanspruchung des ohnehin schon engen öffentlichen Raums in Großstädten, kann sich durch den laufenden Betrieb, durch Be- und Entladen der Lieferfahrzeuge, weiter verschärfen.

Zusätzlicher Verpackungsmüll: Zunächst liegt es natürlich an den Produkten, die wir kaufen und der Art der Verpackung dieser Produkte, ob viel oder wenig Verpackungsmüll im eigenen Haushalt entsteht. Dennoch entfällt bei gelieferten Lebensmitteln zunächst die Möglichkeit mit dem eigenen Korb oder Gemüsebeutel einkaufen zu gehen. Wir sind somit auf das System der Lieferant*innen angewiesen. Während einige Anbieter die Lebensmittel in Mehrwerg-Kisten liefern, nutzen andere zusätzliche Papier- oder Plastiktüten und erzeugen zusätzlichen Verpackungsmüll, der sich ansonsten vermeiden ließe.

Transparenz & Nachhaltige Produktauswahl: Da es sich bei den Produkten meist um gängige Supermarkt-Produkte handelt, liegt die Wahl der Produkte auf der Seite der Konsument*innen.  Somit besteht die Möglichkeit auch auf nachhaltigere Produkte zurückzugreifen. Auch die Erzeuger*innen, Hersteller*innen bzw. Marken sind somit nachvollziehbar. Im Vergleich zu den großen Anbieter*innen der Branche, gibt es stellenweise auch regionale Online-Lebensmittelmarktplätze, auf denen Sie gezielt regionale Erzeugnisse beziehen können oder Anbieter*innen, die bewusst „krummes“ Gemüse, das nicht den Normen des Lebensmitteleinzelhandels entspricht, anbieten. Auch regionale Erzeuger*innen oder Erzeuger*innengemeinschaften bieten nicht selten auch selbst Gemüsekisten zur Lieferung an.

Unser Fazit: Hinterfragen Sie das Angebot und die Anbieter*innen

Gelieferte Lebensmittel bedeuten in erster Linie Bequemlichkeit und Zeitersparnis. Jedoch ist zumindest kritisch zu hinterfragen, welche ökologischen und sozialen Aspekte damit einhergehen. Insbesondere ist darauf zu achten, ob es durch das Angebot zu zusätzlichen Transportwegen kommt, ob eine umwelt- und klimafreundliche Ernährung durch die angebotenen Lebensmittel gewährleistet werden kann und ob zusätzlicher, ansonsten vermeidbarer Verpackungsmüll anfällt. Zudem kann man recherchieren, wie es um die Arbeitsbedingungen der Anbieter*innen steht – insbesondere bei solchen mit Sofort-Liefer-Angeboten.

Eine Alternative zum Lebensmittel-Lieferdienst bietet auch Click & Collect-Angebot, das bereits von vielen Ladengeschäften angeboten wird. Hier können Sie den Einkauf bereits von unterwegs tätigen und somit Zeit sparen – die Abholung liegt jedoch in Ihrer eigenen Hand. Sie können diese dann umweltfreundlich mit dem Fahrrad erledigen.

Unser Tipp: Schauen Sie zuerst nach regionalen Angeboten und beziehen Sie direkt von Erzeuger*innen!

Suchen Sie nach regionalen Erzeuger*innen und Erzeuger*innengemeinschaften, die entweder selbst Lebensmittel- bzw. Gemüse-Kisten liefern oder regionalen Plattformen, die Produkte regionaler Erzeuger*innen vermarkten. Lebensmittel direkt von den Erzeuger*innen ohne Umwege zu beziehen und kurze, transparente Lieferketten, legen den Grundstein für einen nachhaltigen Einkauf. Beispielsweise können Sie sich informieren, ob es in Ihrer Nähe eine Solidarische Landwirtschaft gibt. Oder Sie nutzen unsere Übersicht über regionale Einkaufsführer.

Weiterführende Quellen:

https://blog.oeko.de/lebensmittel-einkauf-4-0-nachhaltig-oder-nicht/

https://www.greenpeace-magazin.de/aktuelles/ist-jetzt-auch-die-umwelt-geliefert

https://utopia.de/ratgeber/lebensmittel-lieferdienste-nachhaltig/