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Klimabilanz: E-Mail vs. Brief

Hinweis: Dieser Artikel wurde am 19.09.2023 von der Redaktion editiert, da die ursprünglichen Quellen und Zahlen überholt waren.

Unsere Frage des Monats: Sind E-Mails im Vergleich zu Briefen klimafreundlicher?

Im Gegensatz zu Briefen verbrauchen E-Mails weder Papier noch Tinte und müssen auch nicht per Auto oder Flugzeug transportiert werden. Das wirkt auf den ersten Blick wie eine nachhaltige Alternative zum Briefversand. Doch benötigt man zum Versand von E-Mails stromfressende Server und wie viel CO2 produziert eigentlich ein klassischer Brief inklusive Versand?

E-Mail: Strom statt Porto

Das Schreiben, Versenden, Erhalten und Lesen von E-Mails kostet zwar kein Porto, dafür aber Strom. Wäre das Internet ein Land, so hätte es den sechsthöchsten Stromverbrauch, nach China, den USA, Indien, Japan und Russland. Je nach Herkunft kann bei der Produktion von Strom sehr viel CO2 entstehen, zum Beispiel durch die konventionelle Stromerzeugung aus Kohle oder Gas.

Der ökologische Fußabdruck elektronischer Post entsteht primär durch den Strom, der in den Rechenzentren eingesetzt wird, aber auch durch die Art und Weise, wie wir E-Mails versenden, abrufen und lesen. Dazu kommt der Strom für Produktion und Nutzung von Smartphone, Router, Notebook, Desktop-PC und Bildschirm. Je nach Gerät kann dies den tatsächlichen Verbrauch noch beträchtlich steigern. Man spricht hier von „versteckten Emissionen“.

Zwischen 0,03 und 26 Gramm pro E-Mail

Der CO2-Ausstoß einer E-Mail liegt innerhalb einer Spanne von 0,03 bis 26 Gramm pro E-Mail. Dabei kommt es auf die Art der E-Mail, auf die Textlänge sowie die Größe der Anhänge an und über welches Gerät wir die E-Mail abrufen. Endgeräte und Rechenzentren werden mit der Zeit effizienter und der Strommix in einigen Länder durch den Ausbau von erneuerbaren Energien klimafreundlicher. Somit wird auch der Versand von E-Mails tendenziell klimafreundlicher.

Während eine Spam-Mail nur rund 0,03 g CO2 austößt, erzeugt der Versand und das Abrufen einer langen E-Mail an eine Person 17 g CO2 und an einen Verteiler von 100 Personen rund 26 g CO2. Eine kurze E-Mail, die mit dem Smartphone verschickt und aufgerufen wird, verursacht in etwa 0,2 g CO2. Die gleiche E-Mail verschickt und abgerufen mit dem Laptop verursacht mit 0,3 g etwas mehr CO2.

Brief: Papier, Tinte und Transport

Ein Brief, der auf Papier geschrieben und mit der Post verschickt wird, verursacht dagegen je nach Quelle zwischen 20 und 29 Gramm CO2. Wobei der Löwenanteil hier auf den Transport zurückzuführen ist. Was diesen anbelangt, ist für die Zukunft von sinkenden CO2-Ausstößen auszugehen. Die Deutsche Post arbeitet beispielsweise daran, ihre Fahrzeugflotte auf klimaschonende Elektroautos umzurüsten . Der Rest des CO2-Fußabdrucks eines Briefes entsteht bei der Produktion von Papier und Tinte sowie beim Druckvorgang.

Die Menge des beim Briefversand ausgestoßenen CO2 ist in den meisten Fällen zwar höher als der durchschnittliche CO2-Ausstoß beim E-Mail-Versand. Allerdings muss man den unterschiedlichen Umgang mit den beiden Medien beachten: E-Mails werden viel häufiger verschickt als Briefe – und verbrauchen aufgrund ihrer schieren Masse wiederum vermehrt CO2. Zum Vergleich: In einem Bürojob erhalten wir durchschnittlich 30 bis 55 E-Mails am Tag – einen vergleichbaren Berg an Briefen würde wir erst in einem viel längeren Zeitraum anhäufen.

Fazit: Problem mit dem „Rebound-Effekt“

Würde man E-Mails mit der Frequenz nutzen, mit der man vor ihrer Einführung Briefe schrieb, würde man eindeutig CO2 einsparen. Die schriftliche Kommunikation hat jedoch, seit es E-Mails gibt, eine Art „Rebound-Effekt“ erlebt. Das bedeutet: E-Mails stellen im Gegensatz zum Briefverkehr eine Effizienzsteigerung dar – die (Energie-) Kosten sind geringer. Dies bedeutet aber auch, dass Verbraucherinnen und Verbraucher sie viel öfter nutzen als die aufwendigeren Briefe. Die ursprünglichen Energieeinsparungen werden so teilweise wieder aufgehoben.

Auch wenn der CO2-Fußabdruck des weltweiten E-Mail-Verkehrs im Vergleich zu anderen Aktivitäten relativ gering ist (rund 0,3 Prozent der gesamten globalen CO2-Emissionen), lässt sich durch das Nutzer*innenverhalten relativ einfach CO2 einsparen: Wer in Zukunft nicht jede einzelne Info an Kolleg*innen in einer neuen E-Mail verschickt, die Datengröße seiner E-Mail-Anhänge klein hält und Daten wenn möglich offline speichert  – der nutzt das volle Potenzial der E-Mail und hilft gleichzeitig, die Klimabilanz seiner Kommunikation zu verbessern. Zusätzlich können Sie sich von überflüssigen Mailing-Listen abmelden. Wenn wir dazu dem eigenen Büroklima etwas Gutes tun wollen, verzichten wir dann und wann ganz auf Emails und gehen einfach mal ins Nachbarbüro rüber, um die neusten Infos bei einem Fairtrade-Kaffee gemeinsam zu besprechen.