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Nachhaltig dämmen: Wie geht es? Was bringt es?

Unsere Frage des Monats: Gibt es Dämmstoffe, die nachhaltig und brandsicher sind?

Mit einer Wärmedämmung lassen sich Gebäude energiesparend „einpacken“: Sie hält die Wärme im Sommer draußen, im Winter drinnen. So können Energieverbrauch und Heizkosten in den eigenen vier Wänden gesenkt werden und im Sommer tut Klimatisierung nicht Not. Doch welche Materialien sind empfehlenswert für umwelt- und sicherheitsbewusste Verbraucherinnen und Verbraucher?

Diese Wärmedämmstoffe gibt es

Synthetische Dämmstoffe auf Erdölbasis werden in Deutschland am häufigsten verwendet, darunter zum Beispiel Polystyrol – auch bekannt als Styropor. Dieser ist günstig und besitzt sehr gute Wärmedämmeigenschaften, hat aber eine problematische Umweltbilanz. Ebenfalls sehr beliebt sind mineralische Dämmstoffe wie Mineralwolle und Mineralschaum. Ihre Erzeugung ist recht energieaufwändig, dafür haben sie aber auch eine sehr gute Dämmwirkung. Alternativ gibt es Dämmmaterialien aus nachwachsenden Rohstoffen wie beispielsweise Holz, Zellulose oder Stroh. Die Produktvielfalt ist hier sehr groß, der Marktanteil in Deutschland noch relativ gering. Naturnahe Dämmstoffe haben eine gute Wärmeleitfähigkeit, gehören aber nicht zu den Hochleistungsdämmstoffen.

Welche Umweltfolgen haben Dämmstoffe?

Synthetische Dämmstoffe basieren zumeist auf Erdöl, bei ihrer Herstellung und vor allem auch bei der Erdöl-Gewinnung kommt es zu schädlichen Umweltfolgen (u.a. Flächenverbrauch, Umweltverschmutzung, Verbrennungsemissionen). Zudem ist die Entsorgung von Polystyrol und Co oft problematisch. Nachwachsende Dämmstoffe sind per se nachhaltiger, da ihre Ressourcen theoretisch unbegrenzt zur Verfügung stehen. Auch eine umweltfreundliche Entsorgung ist viel leichter möglich als bei synthetischen Materialien. Trotzdem verbrauchen sie Energie für Transport und Produktion sowie Anbaufläche und Wasser aufgrund ihrer pflanzlichen Basis. Zu bedenken ist auch, dass die nachwachsenden Dämmstoffe zum Teil mit chemischen Zusätzen wie Brandhemmern oder Schädlingsmitteln behandelt werden. In diesem Fall können sie weder kompostiert noch recycelt werden. Der Energiegehalt kann nach Rückbau und Trennung bei der thermischen Verwertung weitgehend CO2-neutral zurückgewonnen werden. Mineralische Dämmstoffe haben bei der Entsorgung einen entscheidenden Vorteil, man muss sie vor einer Wiederverwendung lediglich reinigen. Herstellung und Transport müssen aber durch endliche, fossile Energieträger ermöglicht werden.

Neben diesen Folgen können bei der Fassadendämmung auch Biozide (meist in Form von Algen- und Pilzgiften) zum Einsatz kommen. An Gebäudefassaden siedeln sich oft Algen und Pilze an. Um ein Vergrünen der Bausubstanz zu verhindern, werden der Fassadendämmung teilweise Biozide beigemischt. Diese gelangen langfristig durch die Auswaschung über Tau- oder Regenwasser von der Fassade in umliegende Gewässer. Dort schaden sie der Pflanzen- und Tierwelt und können sogar zum Menschen zurückgelangen. Durch eine geeignete Vorplanung und Materialauswahl kann man den Einsatz von Bioziden bei der Fassadendämmung vermeiden.

Worauf ist beim Thema Brandsicherheit zu achten?

Gesetzlich wird in Deutschland zwischen „nicht brennbaren“ sowie „normalen“ und „schwer entflammbaren“ Baumaterialien unterschieden . Kunststoffe und die meisten nachwachsenden Dämmstoffe sind grundsätzlich brennbar. Allerdings werden ihnen zumeist Brandhemmer zugegeben, sodass sie in der Regel als schwer entflammbar eingestuft werden. Mineralische Dämmstoffe sind nicht brennbar. Spätesten seit dem schweren Brandvorfall im Londoner Grenfell Tower im Juni 2017 steht die Brandsicherheit bei grundsätzlich brennbaren Dämmstoffen vermehrt im Fokus. Generell sollte man unbedingt darauf achten, nur bauaufsichtlich zugelassene Wärmedämmungssysteme zu verwenden und diese fachgerecht einzusetzen. Wer ganz sicher gehen will, kann auf nicht brennbare Dämmstoffe ausweichen.

Fazit

Die Verwendung von Wärmedämmungen ist grundsätzlich sehr empfehlenswert. Für alle Dämmstoffe gilt, dass sie über ihren gesamten Lebenszyklus mehr Energie und Emissionen einsparen, als bei ihrer Herstellung und Entsorgung verbraucht werden. Eine pauschale Bewertung von Umweltbilanz und Brandsicherheit der jeweiligen Materialien ist schwierig; für unterschiedliche Dämmvorhaben gibt es unterschiedlich geeignete Materialien. Synthetische Dämmstoffe haben aber eine sehr problematische Umweltbilanz und wer auf sie verzichten möchte, findet in jedem Fall eine nachwachsende oder mineralische Alternative.