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Die großen Klimaziele – Was können wir bewirken?

Alle Jahre wieder verhandeln rund 200 Länder bei der UN-Klimakonferenz über die Zukunft unseres Planeten. Klimaschützerinnen und Klimaschützer sind sich einig: Das 1,5-Grad-Ziel kann nur durch die Zusammenarbeit aller Regierungen sowie internationalen Unternehmen erreicht werden. Was nützt es also, im eigenen Haushalt auf klimaneutralen Konsum zu setzen, wenn die großen Player nicht mitmachen?

Klimaschutz „Top Down“

Zum Ende des Weltklimagipfels 2021 in Glasgow haben 190 Staaten und Organisationen bestätigt, den weltweiten Kohleausstieg in den 2040er Jahren anzupeilen, 105 Länder wollen ihre Methan-Emissionen bis 2030 um 30 Prozent reduzieren und bis zum selben Jahr wollen mehr als 110 Staaten den weltweiten Verlust von Wäldern stoppen.

Auch haben einige Länder erstmals Ziele für Klimaneutralität genannt. Allerdings liegt dieses zum Beispiel bei China im Jahr 2060 und in Indien in 2070, während Deutschland eine Treibhausgasneutralität bis 2045 anstrebt. Das verkörpert die Relevanz von internationaler Zusammenarbeit und gesetzlichen Regulierungen. Denn es entsteht ein Ungleichgewicht, da meist nicht die größten Emittenten von Treibhausgasen auch die schwerwiegenden Folgen der Klimakatastrophe zu spüren bekommen. Außerdem können Absichtserklärungen, die bei der COP26 getroffen wurden, nur etwas bewirken, wenn sie von den einzelnen Ländern auch in die nationale Gesetzgebung einfließen und auch tatsächlich umgesetzt werden.

Eine vielversprechende Aushandlung der COP26 ist die Fertigstellung des Regelbuchs für das Pariser Abkommen, welches bereits 2015 aufgesetzt und bis zur diesjährigen Konferenz in Glasgow nicht abgeschlossen werden konnte. Das Regelbuch gibt vor, wie Staaten ihre nationalen Zusagen beim Klimaschutz erheben, berechnen und berichten. Geregelt ist auch die internationale Zusammenarbeit in der Bekämpfung des Klimawandels. Teamwork ist gefragt. Nur wenn alle Länder kooperieren, können die ehrgeizigen Klimaziele erreicht werden.

Und, gerade das Mitwirken der größten Treibhausgasverursacher wie China oder Russland ist gefragt. Denn China alleine ist für 30 Prozent der weltweiten Treibhausgase verantwortlich. Auf den von vielen Umweltorganisationen erhoffte schnellere Kohleausstieg konnte sich nicht geeinigt werden. Die Absichtserklärung zur Energiewende wurde durch China und Indien kurz vor Ende der Konferenz stark abgeschwächt. Damit bleibt offen, ob beide Staaten jemals komplett auf Kohlestrom verzichten wollen.

Klimaschutz „Bottom Up“

Für Verbraucherinnen und Verbraucher wirken die großen Ziele der Klimakonferenz unerreichbar und von ihrem individuellen Konsumverhalten abgekapselt. Doch eine Frage bleibt: Welche Rolle spielt jede und jeder Einzelne von uns im Kampf gegen den Klimawandel?    

Neben politischen Regulationen und Standards beeinflusst auch unser Konsumverhalten, was auf den Markt kommt. Denn die Nachfrage bestimmt das Angebot. Für welches Produkt Sie sich also im Laden entscheiden, kann die Produktion von Neuwaren – von der Methode, der Distribution bis hin zur Rohstoffgewinnung – steuern. Das hat auch Einfluss auf die Entsorgung von Müll und die Verwertung von Rohstoffen. Denn je mehr Menschen beim Einkauf auf Prüfsiegel, Umweltzeichen und Standardisierungen achten, umso mehr sind diese Produkte gefragt. Viele Unternehmen verzichten daher auf Plastik oder verwenden recycelte Materialien, um ihre Ware attraktiver für ihre umwelt- und klimabewussten Kundinnen und Kunden zu machen.

Dass das Konsumverhalten der Verbraucherinnen und Verbraucher also eine Rolle spielt, zeigt sich beispielsweise am steigenden Angebot an Bioprodukten, Ökostrom oder Carsharing-Diensten. So beeinflusst der klimabewusste Konsum von Individuen auch das Klimabewusstsein der großen Player in der Lebensmittelproduktion (Beispiel: Fleischersatzprodukte) oder Autoindustrie (Beispiel: Elektroautos).

Auch die Politik wird durch klimabewussten Konsum bzw. Aktivismus beeinflusst; das zeigt der Ausgang der Bundestagswahl 2021 im Zusammenhang mit der steigenden Beliebtheit von Fridays for Future. Denn in demokratischen Staaten werden politische Entscheidungen gemäß der Meinung der Massen getroffen. Der Klimawandel ist auch eine ethische und politische Frage, die lokale Organisationen und Privatpersonen braucht, um den Klimaschutz „Bottom Up“ anzukurbeln.

Was können Sie tun?

Konkret heißt klimabewusster Konsum: CO2 sparen wo es geht, zum Beispiel indem Sie öfter auf Fahrrad oder öffentliche Verkehrsmittel zurückgreifen, bei Kleidung auf nachhaltige Materialien achten oder saisonal und regional einkaufen. Zwar können Sie mit einem klimafreundlichen Haushalt nicht die Treibhausgasemissionen einer Fabrik oder eines großen Konzerns kompensieren, jedoch hat Ihr Verhalten vielleicht mehr Einfluss als Sie glauben. Nicht nur auf Ihr eigenes Umfeld, sondern auch auf Hersteller, Produktionsfirmen und schlussendlich die entscheidungskräftige Politik.

Die „Bigpoints“ im nachhaltigen Konsum sind Mobilität (z.B. Fernreisen oder Autofahrten), Wohnen (z.B. Wohnfläche oder Dämmzustand der Wohnung) und Ernährung (z.B. Fleischkonsum oder Bio-Produkte). In diesen Bereichen macht unser Konsumverhalten wirklich einen Unterschied. Laut Klimarechner des Umweltbundesamts spart zum Beispiel alleine der Verzicht auf Fleisch eines Durchschnittsdeutschen 0,45 Tonnen CO2. Das entspricht einem Viertel des durch die Ernährung entstehenden CO2.

Der Nachhaltige Warenkorb unterstützt Ihren nachhaltigen Konsum mit Tipps und Tricks zu Alltagsfragen rund um Essen, Wohnen, Mode, Reisen, Elektronik und Finanzen.   

Der interaktive Einkaufsführer zeigt Ihnen auf einer deutschlandweiten Karte, wo Sie in Ihrer Region Alternativen zum „klassischen Konsum“ finden – beispielsweise Foodsharing-Initiativen oder Reparatur-Cafés.   

In einem Test zu Ihrem persönlichen ökologischen Fußabdruck können Sie ermitteln, wie viele Planeten wir benötigen würden, wenn alle Menschen so wohnen, leben und konsumieren würden wie Sie.