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Die Zukunft des Plastik-Booms

Plastik ist (un)beliebt! Insbesondere für seine negativen Folgen auf Umwelt und Klima steht Plastik schon seit einiger Zeit hart in der Kritik. Doch warum ist Plastik so allgegenwärtig, welche Probleme entstehen dadurch und was können wir tun, um zukünftig mehr auf Plastik zu verzichten?

Ein kurzer Rückblick

Auch wenn die Forschung rund um Plastik bereits seit Beginn des 20. Jahrhunderts in vollem Gange war, erlebte es seinen Durchbruch in Deutschland vor allem während der 50er Jahre. Hierbei entwickelte es sich im Zuge der Nachkriegszeit und dem anschließenden Wiederaufbau zu dem Massenprodukt, was es bis heute ist und der sogenannte Plastik-Boom fand seinen Anfang. Das günstige und vor allem vielfältig einsetzbare Material wurde zu einem wachsenden Bestandteil der Bau- und Automobilindustrie sowie der Verpackungs- und Textilbranche. Noch bis ungefähr Ende der 70er Jahre genoss Plastik einen durchaus guten Ruf. Es wurde nicht nur für modern und fortschrittlich gehalten, sondern auch für besonders hygienisch.

Was ist eigentlich Plastik?

Der Begriff Plastik ist im Grunde umgangssprachlich und steht übergreifend für eine Gruppe an Kunststoffen, für die bei der Herstellung eine große Menge an Erdöl abgebaut wird. Ein fossiler Rohstoff, der begrenzt ist und bei der Verbrennung umweltschädigende Gase abgibt. Durch die Beigabe bestimmter Zusätze, wie Weichmachern, kann die Form und Struktur der Kunststoffe verändert werden. Somit kann Plastik sowohl elastisch wie Folie sein, als auch bruchfest und hart, wie beispielsweise der Rumpf eines Flugzeugs, oder Fahrradrahmen aus carbonfaserverstärktem Kunststoff.

Vorteile und Nachteile von Plastik

Plastik hat viele Vorzüge. Produktion und Kauf ist überwiegend kostengünstig, es hat einen breit gefächerten Anwendungsbereich durch die Veränderbarkeit seiner Beschaffenheit und Form. Zusätzlich ist es durch seine glatte Oberflächenstruktur ein leicht zu reinigender Gebrauchsgegenstand, es kann isolieren, ist hitzebeständig und hat eine lange Lebensdauer. Letzteres führt jedoch zugleich zu einem der größten Probleme des Plastik-Booms, denn 90 % der Kunststoffe sind biologisch nicht abbaubar. Bekannt sind die Bilder von Stränden, verschüttet unter Plastikmüll und Tieren, die sich in Gummibändern und Corona Einwegmasken verheddern. Ein Großteil des Plastikmülls wird vom globalen Norden in den globalen Süden ausgelagert, denn eine umfangreiche Müllverwertung oder Recycling ist aufwendig, kostspielig und oft gar nicht möglich. Doch der Müll-Export ist vor allem eins, die Ver- und Aufschiebung folgenschwerer Probleme, da sowohl bei der Herstellung von Kunststoffen als auch bei der Verbreitung und Entsorgung große Mengen giftiger Gase freigesetzt werden. Zusätzlich beinhaltet Plastik Stoffe, die gesundheitsschädlich für den Menschen sind. Zwar sind die (Langzeit)Folgen von Mikroplastik noch nicht ausreichend erforscht, aber Studien zeigen, dass größere Mengen von Mikroplastik im Organismus Entzündungen begünstigen können

Plastikreduktion heute

In Anbetracht dieser Problematiken ist es kein Wunder, dass Plastik seinen ehemals guten Ruf nicht aufrechterhalten konnte. Mittlerweile ist Plastikreduktion angesagt. Die Bundesregierung und EU formulierten bereits politische Ziele zur Plastikvermeidung:  Beispielsweise besteht seit Oktober 2021 ein europaweites Verbot von Wegwerf-Produkten wie Tellern, Besteck oder Strohhalmen aus Plastik. Leichte Plastiktüten sind seit Beginn 2022 in deutschen Einkaufläden verboten. Auch die Pfandpflicht wurde auf Einwegflaschen erweitert. Ausnahmen, wie zum Beispiel für alkoholische Mischgetränke sind abgeschafft. Smoothies und Säfte in Plastikflaschen sind neuerdings als Pfandflaschen erhältlich. Und ab 2023 soll nun auch der Gastronomiebereich dazu verpflichtet werden Mehrweg-Alternativen anzubieten.

Bio-Plastik als Zukunftsalternative?

Als eine Lösung des wachsenden Plastikproblems wurden Alternativen auf den Markt gebracht, die als bioabbaubare oder biobasierte Kunststoffe bezeichnet werden. Biobasiert nennen sich Erzeugnisse, die teilweise oder vollständig aus nachwachsenden Rohstoffen stammen, wie beispielsweise Mais und Zuckerrohr. Bioabbaubar hingegen sind solche Kunststoffe, die sich unter gewissen Bedingungen zersetzen sollen. Aus den so bezeichneten bioabbaubaren Kunststoffen gibt es beispielsweise Mülltüten für den Bioabfall. Doch ,,bioabbaubar‘‘ ist hierbei eine eher vage Produktbeschreibung und in gewisser Weise irreführend. Denn zumeist zersetzen sich bioabbaubare Kunststoffe nicht vollständig in der Natur, oder brauchen mehrere Jahre dafür. Hinzukommt, dass sie zum Teil aus fossilen Rohstoffen bestehen und daher umweltschädigend sind. Die Eigenschaft der biologischen Abbaubarkeit beschreibt nämlich nicht den natürlichen Zersetzungsprozess abhängig von Umweltfaktoren, sondern die Verarbeitung mithilfe großtechnischer Kompostierungsanlagen. Auch biobasiertes Plastik ist keine wirkliche Alternative. Es hat eine vergleichbar schlechte Ökobilanz zu herkömmlichen Plastiktüten vor allem da bei der wachsenden Nachfrage natürliche Ressourcen verbraucht und Wälder gerodet werden. Da Bio-Plastik nicht recycelt werden kann, gehört es entgegen vieler Erwartungen nicht in den Biomüll, sondern in den gelben Sack. Ein ähnliches Beispiel für eine Plastikalternative, die zwar gut aussieht, aber nicht immer nachhaltiger ist, ist beispielweise (Bambus): https://www.nachhaltiger-warenkorb.de/ist-bambus-ein-nachhaltiger-rohstoff/.

Was Verbraucherinnen und Verbraucher tun können

Um selbst leichter Plastik zu vermeiden, lohnt es sich beispielsweise schon auf herkömmliche Flüssigseife zu verzichten und diese mit fester Seife zu ersetzen. Oder man kann sie auch einfach selber herstellen, wie mit Hilfe unserer Anleitung: https://www.nachhaltiger-warenkorb.de/diy-duschgel/. Auch sollte man bei der Mülltrennung auf einzelne Bestandteile achten. Zum Beispiel den Joghurtdeckel aus Aluminium vom Plastikbecher trennen, den Becher ausspülen und beides in den gelben Sack werfen. Ebenfalls kann man beim Kauf von Kosmetik Inhaltsstoffe wie Polyethylen (PE) oder Polyquaternium (PQ) vermeiden. Mittlerweile gibt es einige Apps, die beim Scannen der Inhaltsstoffe auf Mikroplastik hinweisen. Zum Einkaufen ist es ratsam an die eigene Tragetasche zu denken, bevor man sich eine Einkaufstüte kaufen muss und vielleicht mal nach Unverpackt-Läden oder anderen Alternativen Ausschau zu halten.